Rezension - David B. Agus: Leben ohne Krankheit

Und weiter geht es mit reißerischen amerikanischen Titeln. Aber wer kauft schon
"Wie Sie ihre Krankheitsdispositionen erkennen und möglichst deren Ausbruch vermeiden"
Wohl weit weniger Leute.

Also:
Leben ohne Krankheit von David B. Agus.



Gleich vorweg: hier geht es um keine Wunderheilungen, der Titel suggeriert ein Versprechen, das Agus so nicht einlösen kann, natürlich nicht. Deswegen meinte ich gerade schon, dass es da natürlich auch wieder darum ging das Buch an den Leser zu bringen.
Also der Titel ist im Original übrigens auch nicht besser mit "The End of Illness".
Wie auch bei William Davis gilt bei meinem Blogpost hier auch: 
Ich gebe wieder, was der Author schreibt. Bei einigen Themen bin ich so einverstanden, dass mir vielleicht ab und an der Konjunktinv verloren geht.
Bleibt kritisch. :)

Wer schreibt und worüber?
Agus ist Onkologe (Facharzt für die Behandlung von Krebs) und sehr engagiert in der Genetik. Nicht in der manipulativen Genetik, sondern in der Diagnostik. Ihn interessieren die genetischen Dispositionen, mit denen wir auf die Welt kommen und was unsere Umwelt und unser Leben aus diesen Genen machen, wie sie an- und ausgeschaltet werden können.
Agus Buch gibt einen Grundabriss über einen breiten Bereich des diagnostischen medizinischen Status quo - was unheimlich hilfreich ist, nicht nur, um zu verstehen, was alles möglich ist, sondern vor allem auch, um die Verzahnung zu erkennen - und auch die Schwachstellen des Gesundheitssystems (dabei ist es vernachlässigbar, dass er Amerikaner ist, das schmälert den Erkenntnisgewinn auch bezüglich des deutschen Systems kaum). Klar geht er nicht auf jede Krankheit ein, sondern bleibt allgemein, aber das dürfte auch niemand erwarten, schließlich sprechen wir hier von EINEM Buch und nicht von einer Bibliothek. Agus stellt moderen Diagnoseformen in der Präventivmedizin vor, holt die heilige Kuh der unumstößlichen Gene ("Ich bin so, das ist ererbt!") von ihrem Sockel, belegt wie ich finde sehr gut dabei und gibt zahlreiche ganz praktische Ratschläge. Als Onkologe liegt ihm das Thema Krebs natürlich besonders nahe, aber er ist nicht der erste Autor, der sich bei allgemeinen Gesundheitsfragen immer wieder auf den Krebs rückbezieht. Krebs als den Krebs als "König aller Krankheit", lässt sich doch von ihm unheimlich viel ableiten, wenn es darum geht zu verstehen, was passiert, wenn der Körper aus dem Gleichgewicht gerät.
Das Kapitel über Ernährung ist sehr kurz, denn Agus sagt selbst: Dazu haben andere schon genug und Besseres geschrieben (Quellen gibt er an, u.a. Michale Pollan: "Lebensmittel", ein Buch, das ihr hier von mir demnächst auch renzensiert bekommt).
Letztlich läuft es bei ihm auf einige ganz wenige Ratschlläge hinaus: Menschen sind alle unterscheidlich, DIE Ernährung gibt es wohl nicht (genauso wenig wie DIE korrekte Medikation), aber das, was wir essen, sollte so frisch und unverarbeitet wie möglich sein. Eigentlich ganz einfach.
Um so interessanter fand ich die Kapitel über Biorhythmus und Schlaf, Nahrungsergänzungsmittel, Sport, Entspannung und Epigenetik.
Kleine Abzüge bekommt das Buch von mir für Agus Lobgesang auf die Statine. Das wird aber fast wieder aufgwogen, durch sein Nachwort, indem er sich mit kritischen Leserfragen auseinandersetzet (ich habe also nicht die Erstauflage des Buches) und wo er ganz klar sagt: Man mag geteilter Meinung sein und er ist sicherlich nicht unfehlbar, hat aber nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Und wenn es nur dazu gereicht hat eine Diskussion anzuregen, dann hat er schon viel gewonnen. Etwas, was ich so unterschreiben würde, auch wenn ich keine Lust habe präventiv Statine zu nehmen. Bis zur Lektüre wusste ich noch nicht mal, was Statine sind. Falls es euch genauso geht: es sind Medikamente, die hauptsächlich als Cholesterinsenker eingesetzt werden.

Mein Fazit: Das Buch hat mir eine höhere Vogelperspektive verschafft. Zusammenhänge sind mir klarer geworden. Obwohl Agus Schulmediziner ist, verbindet er vieles, was ich eigentlich nur von meinen gehassliebten esoterisch angehauchten Heilpraktikerinformationswebsites zusammengelesen habe, mit moderer Wissenschaft. Ich brauche sowas manchmal. Da sind mir dann die überschwänglichen Erfahrungsbereichte zu viel und ich möchte einfach wissen, WARUM es wirkt und nicht nur DASS es bei Person XY gewirkt hat.
Tatsächlich kann ich recht wenig explizit wiedergeben, obwohl das Buch so dick ist. Es gehört den Druckwerken, die auf jeden Fall ein zweites Mal gelesen werden wollen, da sie so vollgestopft mit Informationen sind, dass ich das beim ersten Lesen nicht alles behalten konnte. Ich für mich nehme daraus mit: Guck in deiner Familienhistorie: welche Krankheiten gab es da. So bekommst du eine ungefähre Ahnung davon, was in deinen Genen als Disposition angelegt sein könnte. Dann informiere dich, ob es Möglichkeiten gibt in der Präventivmedizin weitere Marler zu finden, die entweder bestätigen, dass du das Risiko hast oder eben auch erleichtern, dass dem nicht so ist. Finde heraus wie du dein persönliches Risiko senken kannst. Betrachte deinen Körper nie in Einzelteilen (in unserm Fall: die Haare!), sondern immer als Großes Ganzes.
Mein Lieblingsthema war auf jeden Fall die Redundanz und die Homöostase. Ganz großartig. Und ja, da gehe ich demnächst noch mal genauer drauf ein. :)

So viel für heute.
Vorschau auf das nächste Gesundheitsthema: Vitamin D bzw. die Renzension zu einem der bekannteren Büchern zu dem Thema: "Gesund in sieben Tagen". Was ich vom Titel halte, muss ich wohl nicht mehr sagen. Bis dahin,
liebe Grüße,
Mai

After the controvers topic of gluten last time I come to a book wich is not that specified this time.
David B. Agus: "The End of Illness"
This book gives you an overview about modern diagnostics and preventive medicin. Agus is oncologist and genetic researcher so he is both: up to date and interested in one of the most threatening deseases mankind suffers from: cancer. In fact cancer can be taken as a "good" example for many things, when you come to the point when you try to understand wat's happening, when your body is imbalanced. In all the books I read the authors refer to cancer studies.
The chapter about nutrition is rather short here but Agus says, there are others who have written better books and are better informed than he is. One of the books he recommands is waiting to be read by me: Michael Pollan: "In Defense of Food". Of course I will give you a review too when I fished it.
Agus statements about nutrition are pretty short: Eat a variety of fresh natural food. That's it. There is no perfect diet as there is no perfect medication for everyone. We are all different, but fresh and natural are the keywords you should keep in mind.
The most interesting chapters for me were those about sleep, supplements, homoeostasis and redundancy.
What I did not like was his party about statines (medication against high cholesterol), but he stays critical with himself so that is not too bad in my eyes. 
I really liked the book for it's overview, I could make many connections, because I learned a lot about how our body is not really subdiveded in organs, but is a whole living system (I knew it before, but it makes a difference to understand how the connections work, than only to know that there are connections).

Next topic coming soon: vitamin D and a review about the book "Gesund in sieben Tagen" (Sorry, only German, "Healthy in seven days" would be the title). Again a very controverse topic and me myself, I am not quite shure what to think or even believe about that.

For today: best wishes,
Mai

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